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Cobi Pirates - Piratenschiff - Review

April 12, 2020 - Lesezeit: 18 Minuten

Yoho, friedfertige Freibeuter!

und weiter geht die lustige Kaperfahrt mit Cobi's Piratenserie. Dieses Review ist mangels entsprechenden Vorrats an weiteren Sets leider erstmal der Höhepunkt dieser Reihe. Aber ich verspreche euch: Hier gibt es noch viel mehr zu entdecken und es werden noch weitere Reviews in dieser Reihe folgen. In diesem Review setzen wir mit Cobi's Piratenschiff die Segel und testen dessen Hochseetauglichkeit. Ob es dem Wellengang standhält, oder es nur ein Seelenverkäufer in schicker Tarnung ist, erfahrt ihr nach dem Break! 

Grund für die einstweilige Pause bei den Reviews zu Cobi's Piratenthema ist die mittlerweile nicht mehr ganz optimale Verfügbarkeit dieser Sets. Einige Online-Händler haben diese Sets zwar noch in ihrem Angebot. Da die Reihe aber mittlerweile ausläuft, verlangen einige bei diesen Sets mittlerweile ziemliche Mondpreise. Da ich die Sets aus eigener Tasche zahle, war ich bei vielen Sets nicht bereit, bei diesen Preisen mit zu gehen. Allerdings zeigen diese Preisanstiege, dass das Thema "Piraten" keineswegs abgeschrieben werden kann und die Sets nach wie vor angefragt werden. Lasst uns zusammen den Markt beobachten und sehen, wohin die Reise geht.

Im Falle dieses Sets konnte ich noch zum günstigen Tarif von 24,49 EUR zzgl. Versand bei BlueBrixx zuschlagen. Für diesen Preis erhaltet ihr 400 Steine, drei Figuren und einen Affen, den Cobi sogar explizit auf der Verpackung aufführt. Apropos Verpackung...

Die Verpackung

Wie bei den anderen Piratensets erhaltet ihr bei Cobi eine schön im Seeräuber-Look gestaltete Box. Das eigentliche Produktfoto wird von einer Piraten-Schatzkarte eingerahmt. Wie von Cobi gewohnt, kommt diese Box in einem stabilen Karton. Die enthaltenen Teile sind für den Transport aus Polen also mehr als ausreichend geschützt. Leider sind die Cobi-Kartons auch immer geklebt. Solltet ihr die Verpackung aufheben wollen, ist es also immer ein kleines Kunststück, diese Verpackung zerstörungsarm zu öffnen.

Die Rückseite der Box gibt uns wie immer ein wenig Auskunft über die enthaltenen Spielfeatures. Und leider: Viel mehr als die schwenkbaren Kanonen und die Rollen im Boden gibt das Schiffchen nicht her. Was ich bei den kleineren Sets gerne hingenommen habe, wirkt bei diesem ersten größeren Set aus der Reihe dann doch recht uninspiriert. Wo bleibt denn die Kapitänskajüte oder ein Bordverlies für die armen Seelen, die unseren Freibeutern zum Opfer gefallen sind? Noch nicht mal ein gescheites Versteck für die Schatztruhe ist an Bord vorhanden. Da muss der Rest einfach glänzen! Ich bin gespannt...

Der Aufbau

Die Montage des Schiffs gestaltet sich weitestgehend unkompliziert und ist auch für jüngere Sprotten gut zu bewältigen. Um den Aufbau so einfach wie möglich zu gestalteten, verringert Cobi die auf dem Tisch befindliche Teilezahl, indem der Bau auf zwei Schritte aufgeteilt wird.

Sehr schick ist, wie ich finde, dass sich das Piratenthema selbst durch die Anleitung zieht. Hier zeigt Cobi viel Liebe zum Detail. Die Bauanleitung ist gut verständlich. Bereits gebaute Abschnitte werden ausgegraut. Nur die für den aktuellen Baufortschritt notwendigen Teile werden farblich hervorgehoben. Dies ist gerade bei diesem Set löblich. Schwarz auf Schwarz baut sich sonst echt bescheiden. Offenbar ist dem durchschnittlichen Korsaren Schwarz einfach bunt genug.

Der Rumpf setzt sich insgesamt aus drei großen Formteilen zusammen. Jawoll, dachte ich hier schon. Ein Piratenschiff das tatsächlich schwimmt! Aber weit gefehlt... Durch die vielen Fugen am Mittelteil und die tiefe Lage im Wasser dringt das feuchte Element schnell in das Schiff ein und schickt unseren prächtigen Kahn schneller auf den Meeresgrund, als man "Blubb" sagen kann. Das war es also mit den geplanten Hochsee-Ausflügen.

Wie bei vielen Cobi Sets, sind hier auch ein paar Sonderteile verbaut. Ganz schön fand ich eine der Fliesen mit Holzmaserung. Diese ist nicht nur aufgedruckt, sondern auch tatsächlich ertastbar. Ein schöne Abwechslung zum Sticker- oder Printeinerlei.

Im ersten Bauschritt wird der Bug größtenteils fertig gestellt. Dieser wird im nächsten Abschnitt lediglich noch durch etwas Deko am Heck und die Masten einschließlich Takelage ergänzt. Die Segel sind aus dem gleichen folienartigen Material wie diese aus Jack's Piratenschiff. Beim Bespannen der Takelage werden kleinere Baumeister etwas Unterstützung benötigen, um das beiligende Seil richtig durch das Klüversegel zu fädeln und dies über den Hauptmast zum Heck zu führen, um es dort zu verknoten.

Das schwarze Element an der Nase des Schiffs hat in meinem Fall eine Klemmkraft, die gegen Null geht. Enttäuschend für einen Laden wie Cobi, denen man doch immer eine tadellose Klemmkraft nachsagt.

Das rechteckige Loch im Bug des Schiffs hätte einen tollen Zugang zu einem Frachtraum oder ähnlichem abgegeben. Da sich der Bug allerdings im fertig gebauten Zustand nicht mehr ohne Kollateralschaden öffnen lässt, bleibt es allerdings bei einem unerfüllten Wunschtraum.

Im Pupsdeck des Schiffes wird ein Bereich gebaut, der von zwei Fenstern flankiert wird. Hier hätte es sich doch super angeboten, eine kleine Kajüte oder ein kleines Gefängnis (Platz ist ohnehin ein Luxus, der einem Gefangenen nicht zusteht) hätten hier super reingepasst. Allerdings wird hier kein Dach aufgesetzt und eine Tür fehlt ebenfalls.

Die Fensterelemente selbst werden leider nur recht lose in dem entstehenden Rahmen eingesetzt und können ganz leicht nach außen herausgezogen werden. Bei all zu ruppigem Seegang läuft man Gefahr, diese Fenster unfreiwillig den Meeresgöttern als Opfer dar zu bringen. Es werden leider nicht die letzen Elemente mit unzureichender Klemmkraft bleiben.

Im Rumpf wird unser Kreuzer mit vier Geschützen ausgestattet. Dabei handelt es sich um die gleichen zweigeteilten Kanonen, welche auch im Wachturm in Grau gehalten waren. In diesem Bereich war Cobi zumindest detailverliebt genug, den Abstieg in den Rumpf durch Leitern zu erleichtern.

Im zweiten Baubschnitt erhält das Schiff seine restliche Deko. Leider hat es Cobi hier versäumt, die Fehler aus dem kleinen Piratenschiff zu kitten und hat auch hier die mistigen weißen Eimer verbaut, die eine Klemmkraft gegen Nullkommanichts besitzen. Ein ungewolltes Schnippen gegen diese Dinger sorgt bereits dafür, dass sich diese auf Nimmerwiedersehen verabschieden. An dieser Stelle war ich dann leider endgültig bedient.

Ein kleiner Lichtpunkt dieses Sets sind die hübsch gestalteten Minifiguren. Man muss das grundsätzliche Design von Cobis Figuren mögen, aber wenn sich das geneigte Auge so langsam an deren Formensprache gewöhnt hat, treten die detailreichen und gut gemachten Drucke in den Vordergrund.

Besonders erwähnenswert ist, dass Cobi auch in der Piratenzunft eine Frauenquote eingeführt hat und das männliche Personal zu einem Drittel mit weiblichen Fachkräften besetzt. Das 21. Jahrhundert hat also selbst vor den Freibeutern nicht halt gemacht. Sehr löblich!

Leider ist gerade der Kapitän derjenige, der am wenigsten heraus sticht. Zu einfach ist die Robe. Zu generisch das Gesicht; wenn man vom Rauschebart einmal absieht. Zudem handelt es sich um genau die gleiche Figur, wie sie auch bereits im Sets "Jack's Piratenschiff" dabei gelegen hat.

Fazit

Ach Cobi... Es hätte so schön werden können. Fangen wir mal mit dem Positiven an. Im Ergebnis erhält man für um die 25 EUR ein recht stattliches Schiff mit den ungefähren Maßen von über 50 cm Länge und ungefähr 40 Zentimetern Höhe einschließlich dreier Minifiguren.

Die Entscheidung eine ordentliche Piratenbraut mit standesgemäßer Augenklappe in die Besatzung aufzunehmen ist mutig und findet meine absolute Zustimmung. 

An Bord spielt sich kein Farbmischmasch ab. Die Farbpalette bewegt sich zwischen Schwarz, Hell- und Dunkelgrau. Dadurch wirkt dieses Schiff alleine schon durch seine Präsenz beeindruckend und bedrohlich. 

Das Set passt im Allgemeinen gut zu den anderen Sets und ergänzt die Reihe sinnvoll um ein ordentliches Piratenschiff. So weit, so gut.

Nun ist aber auch etwas Manöverkritik angesagt. Dass das Schiff nicht wassertauglich ist, ist zwar schade, aber nach dem Trocknen meiner Tränchen durchaus zu überstehen. Allerdings sollte es bei einem so großen Schiff selbst in dieser Preisklasse möglich sein, einige wenige Spielfunktionen zu integrieren. Es tut mir leid, dass ich das so hart sagen muss, aber hier hat Cobi leider auf ganzer Linie versagt.

Ein Zugang zum Bugraum ist aufgrund des Designs des Decks als eine durchgängige Platte nicht mehr möglich. Eine Kapitänskajüte oder sonstige Räumlichkeiten, für die genügend Platz gewesen wäre, fehlen auf diesem Schiff. Neben der Besatzung, einer Schatztruhe mit etwas Inhalt und spärlicher Bewaffnung, gibt Cobi seinen Freibeutern kein Zubehör mit auf den Weg.

Den absoluten Todesstoß erhält das Schiff allerdings durch die Klemmkraftprobleme am Bugteil, den Mastspitzen und den angedeuteten Kanonen am Heck. Will man die entsprechenden Teile nicht ständig suchen müssen, ist der Einsatz von Klebstoff an diesen Stellen absolut unumgänglich. Klemmkraftprobleme bei Cobi? Sorry Jungs, aber das ist bei eurer restlichen hohen Teilequalität echt peinlich und wirkt auf mich, als hättet ihr das Schiff in der Testphase nicht ein einziges Mal aufgebaut.

Was man bei einem kleinen Set unter 10 EUR noch verzeiht, lässt sich bei einem mehr als doppelt so teuren Set nicht mehr so einfach übersehen. Da hätte man den entsprechenden Schischi lieber ganz weggelassen und dafür dem Bug noch eine Tür und dem Achterdeck ein anständiges Dach verpasst. Zu gerne hätte ich für solche Features 10 oder gar 20 EUR mehr ausgegeben.

Wenn ihr das Schiff kaufen wollt, weil ihr die Optik spannend findet und es euch in eure Vitrine stellen wollt, sei es euch gegönnt. Für den ernsthaften Spielbetrieb kann ich das Set allerdings kaum empfehlen. Gerade die Klemmkraftprobleme werden bei den Kleinen schnell zu erheblichem Frust führen.

Ich hoffe trotzdem, dass ich euch mit meinem Review etwas unterhalten konnte. Welche Erfahrungen habt ihr mit Cobi's Piratensets gehabt? Gibt es aus eurer Sicht irgendwelche Highlights in der Serie, die man unbedingt haben muss? Lasst es mich gerne über die Kommentarfunktion wissen!