Hallo zusammen,
mit dem Technic-Set 42154 - Ford GT 2022 feiert die dänische Klemmbaustein-Schmiede das Produktionsende des amerikanischen Sportwagentraums. Ob es auch was zu feiern gibt, oder ob es sich beim Set um einen teuren Albtraum handelt, erfahrt ihr nach dem Break!
Wir begeben uns mit unserem geistigen Auge in das Amerika der 60er Jahre.
Die 1960er Jahre markierten eine bedeutende Ära in der amerikanischen Geschichte, in der das Land einen transformierenden kulturellen Wandel erlebte, der sich in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft widerspiegelte. Die amerikanische Popkultur der 60er Jahre war ein lebendiges Gewebe, das die sich verändernden Werte, sozialen Bewegungen und künstlerischen Ausdrucksformen dieser Zeit reflektierte.
Eines der bemerkenswertesten Elemente der Popkultur der 1960er Jahre war die Musik, die in dieser Zeit aufkam. Es war eine Ära, die durch die British Invasion geprägt war, bei der Bands wie The Beatles, The Rolling Stones und The Who das amerikanische Publikum mit ihren mitreißenden Melodien und rebellischen Einstellungen fesselten. Gleichzeitig forderten amerikanische Musiker wie Bob Dylan, Jimi Hendrix und Janis Joplin mit ihren innovativen Klängen und sozialkritischen Texten die Grenzen heraus und wurden zu Ikonen der Gegenkultur-Bewegung.
In der Welt von Film und Fernsehen brachten die 60er Jahre wegweisende Werke hervor, die die sich verändernde soziale Landschaft widerspiegelten. Filme wie "Easy Rider" (1969) und "Die Reifeprüfung" (1967) erfassten den Geist des Aufstands und der Enttäuschung, den viele junge Amerikaner empfanden.
Im Bereich des Motorsports spielten die 1960er Jahre eine bedeutende Rolle in der amerikanischen Popkultur. Diese Ära war geprägt von einer leidenschaftlichen Begeisterung für Motorsportveranstaltungen, insbesondere für Autorennen.
In den 1960er Jahren entbrannte zwischen dem amerikanischen Automobilhersteller Ford und dem italienischen Luxuswagenhersteller Ferrari eine Rivalität. Ford strebte danach, seine Präsenz im Rennsport zu etablieren und beschloss, Ferrari zu überholen, der zu dieser Zeit die Le Mans-Rennen dominierte. Ford versuchte zunächst, Ferrari zu übernehmen, aber der Deal platzte in letzter Minute, was die Wut von Henry Ford II entfachte.
Entschlossen, Ferrari zu besiegen, entwickelte Ford den legendären Ford GT40, einen Rennwagen, der speziell für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans konzipiert wurde. Der GT40 war aerodynamisch, leistungsstark und technisch überlegen. In den Jahren 1966 bis 1969 führten die Ford GT40-Modelle zu einem beeindruckenden Erfolg bei den 24 Stunden von Le Mans.
Der Wendepunkt kam 1966, als Ford erstmals die Le Mans-Siege von Ferrari brach und den ersten Platz belegte. Die Ford GT40-Modelle fuhren 1967, 1968 und 1969 ebenfalls als Gesamtsieger über die Ziellinie. Dieser Triumph für Ford in einem der anspruchsvollsten Langstreckenrennen der Welt war ein Meilenstein und verankerte Fords Platz in der Motorsportgeschichte.
Der Film "Lemans 66: Gegen jede Chance" (Originaltitel: Ford vs. Ferrari) setzt dem Kampf der Titanen ein Denkmal, das jeder Motorsport-Begeisterte mal gesehen haben muss.
In 2015 entschied sich die Ford Motor Company dazu, den Mythos GT mit einem modernen Sportwagen neu aufleben zu lassen und stellte auf der Detroit Motor Show die bislang letzte Inkarnation dieses Mittelmotor-Sportwagens vor und im Dezember 2016 begann auch schon die Produktion. Wo zuvor mit einer Anzahl von 300 produzierten Fahrzeugen gerechnet wurde, liefen zum Schluss 1.350 Fahrzeuge vom Band. Die Produktion lief zum Dezember 2022 aus.
Wer sich noch eines dieser begehrten Stücke in die heimische Garage stellen will, ohne den finanziellen Bodenkontakt zu verlieren, für den hat LEGO nun mit dem Set 42154 - Ford GT 2022 eine günstige Einstiegsmöglichkeit geschaffen. Mit einer UVP von 119,99 EUR ist dieser Kandidat im Vergleich zum Original ein Schnapp. Da es sich dabei nicht um ein LEGO-exklusives Set handelt, können findige Klemmbaustein-Aficionados mit etwas Geschick bei der Suche dieses Set auch bereits für deutlich unter 90 EUR einsacken.
Lasst uns gemeinsam herausfinden, ob es sich dabei um einen flotten Flitzer oder eine lahme Gurke handelt.
Bei der Verpackung gibt sich LEGO wenig kreativ. Es handelt sich um eine eher einfache Verpackung aus dünner Pappe, wie es sie auch bei tausenden anderen Sets gibt. Hier gibt es also nichts besonders. Das können Marktbegleiter wie CaDA mittlerweile deutlich besser.
Die Vorderseite der Verpackung weißt dieses Set als ein Mitglied der noch relativ jungen "18+"-Reihe aus. Hier kann ich allerdings schon vorgreifen: Der klemmende Mensch darf deutlich jünger sein. Jeder, der schon das eine oder andere kleinere Technic-Set auf dem Bautisch hatte, wird auch mit diesem Set keine großen Hürden überwinden müssen.
Die Rückseite liefert neben den Abmessungen des fertigen Modells (39 cm) auch ein paar technische Daten und schicke Shots des großen Pendants.
Neben den Bausteinen und dem unvermeidlichen Sticker-Blatt liegt diesem Set wie bei anderen Sets mit ähnlich legendären Vorbildern auch hier eine etwas besondere Bauanleitung leider nur in englischer Sprache bei.
Dort geht LEGO auf die Entstehungsgeschichte des Fahrzeugs ein und auch einer der Designer kommt zu Wort. Leider gibt es eine deutschsprachige Version der Bauanleitung nur als Download. Das spart LEGO gewiss einiges an Kosten, ist aber schade für viele, die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Für den Aufbau ist dies jedoch absolut irrelevant.
Der erste Bauabschnitt beschäftigt sich mit der Hinterachse. Besonders hervorzuheben ist hier der transparente Achtzylindermotor, der selbstverständlich durch das Drehen der Hinterachse angetrieben werden kann.
Im zweiten Bauabschnitt erhält der GT neben der Vorderachse auch sein Cockpit.
Die Lenkung der Vorderachse wird durch ein zentral angeordnetes Hand-of-God-Getriebe gesteuert. Leider haben es die Dänen verpasst, das Lenkrad in diese Steuerung mit einzubinden. Ein Drehen des Lenkrads hat somit also keine Auswirkungen.
Sowohl die Instrumente, als auch das GT-Logo auf dem Lenkrad werden über Sticker realisiert. Schade. Zumindest eine bedruckte Lenkradnabe hätte das Cockpit optisch deutlich aufgewertet.
Zumindest hat sich LEGO bei den Stickern redlich Mühe gegeben, das Original abzubilden. Die Webseite der bekannten TV-Show Top Gear bietet hier einige Möglichkeiten zum direkten Vergleich an.
Im nächsten Abschnitt beschäftigen wir uns mit der Karosserie. Hier gilt: LEGO ist kein Modellbau mit dem es immer möglichst gilt das Original 1:1 nachzubilden. Man ist bei Klemmbausteinen immer der durch die verfügbaren Bauelemente eingeschränkte Formgebung unterworfen.
Dabei macht LEGO hier allerdings, wie ich finde, in diesem Fall einen sehr ordentlichen Job. Wenn man hier meckern will, tut man das diesmal auf ziemlich hohem Niveau.
Seien es die Rückleuchten, die Lufteinlässe, oder der ausfahrbare Heckspoiler: Für den Preispunkt dieses Modells punktet LEGO für mein Dafürhalten auf ganzer Linie.
Der einzige Abtörner für mich sind die pixeligen Sticker, welche die seitlichen Leuchten darstellen sollen. Sind alle anderen Grafiken perfekt aufgelöst, ist bei diesen Stickern ein deutliches Pixelraster zu erkennen. Sowas ist mir bisher bei noch keinem anderen Modell aufgefallen und lässt mich glauben, dass hier ein Grafiker bei der Freigabe des Stickersheets vor dem Druck gepennt hat.
Der vierte Bauabschnitt gibt dem GT sein markantes Gesicht. Auch hier gibt es nichts zu meckern.
Bei der Grafik der Scheinwerfer handelt es sich um einen Druck, der in meinem Fall echt perfekt ausgefallen ist. Der Druck ist perfekt zentriert und hat sich nicht abgerieben. Mir persönlich wären allerdings klare Elemente für die Scheinwerfer lieber gewesen.
Allerdings patzt LEGO auch bei den Blinkern ähnlich wie bei der hinteren Beleuchtung beim Druck der Sticker. Auch hier sieht man deutlich ein Pixelraster. Hätte ich euch das Modell nicht unbedingt mit allen angebrachten Stickern zeigen wollen, hätte ich sie für mich selbst eher weg gelassen.
Im fünften und letzten Abschnitt wird das Modell endlich auf eigene Räder gestellt und erhält seine Scherentüren. Über die großen Türen ergibt sich ein tiefer Einblick in das Cockpit.
Nach dem Ferrari-Flop liefert der dänische Produzent von Plastikspielzeug insgesamt mit dem Ford GT recht ordentlich ab. Das Design ist gelungen. An den Funktionen wurde kaum gespart und das Modell hat keinen Flex wie sein größeres und deutlich teureres Pendant aus Maranello.
Der Bau macht Spaß und das fertige Modell taugt zum Spielen als auch als Hingucker im Regal. Die eine oder andere verpasste Chance wie ein mitlenkenden Lenkrad trübt den Bauspaß nur minimal. Mal ganz im Ernst: Meist dreht man eh nur ein paar mal dran. Freut sich ein mal und dann ist es auch wieder gut. Schwamm drüber.
Die schlechte Qualität einiger Sticker nervt mich. Gerne würde ich mal wieder eine Rezension zu einem LEGO-Set ohne ein ABER schreiben. Ich denke, ein rundum gelungenes Produkt zu erhalten dürfte einfach der Anspruch an den Marktführer sein. Aber sei's drum. An einigen wenigen schlecht designten Stickern geht die Welt nicht unter. Und gerade bei diesem Modell ist das echt nur ein ganz leises Mimimi.
Wenn ihr Petrolheads seid und dieses Modell für unter 90 EUR schießen könnt, ist das Ding ein Nobrainer.