Hallo zusammen,
pünktlich zu Vorweihnachten hatte LIDL wieder die Playtive Klemmbausteinsets im Angebot. In den Jahren zuvor hatte ich es nie geschafft, mir eines dieser Sets unter den Nagel zu reißen. Aber letztes Weihnachten war es so weit. Und nun ist mir auch klar, weshalb diese Sets immer so schnell auch im LIDL Onlineshop vergriffen sind. Was dieses Set interessant macht, erfahrt ihr nach dem Break!
Zu haben war dieses Set neben einigen anderen (wie z. B. einer Polizeiwache) zur Vorweihnachtszeit in den LIDL-Filialen zum sagenhaften Preis von 14,99 EUR. Boah... 14,99 EUR für etwas über 900 Steine und das direkt in Deutschland ohne Zollangst, ordentlich versteuert und TÜV-geprüft ist echt ne Ansage. Das kann von der Qualität her echt nix taugen, dachte ich... Leute, ich lag sowas von daneben.
Zu Playtive sei folgendes gesagt: Hierbei handelt es sich lediglich um eine Marke, unter deren Label LIDL diverse Spielzeuge vertreibt. So gibt es auch immer mal wieder Holzspielzeuge, Puppenhäuser und ähnliches unter diesem Label zu kaufen. Und immer mal wieder liegen auch diese Klemmbaustein-Sets in den Läden. Diese werden vom chinesischen Hersteller GUDI zugeliefert. Importeur der Sets ist die Delta-Sport Handelskontor GmbH aus Hamburg.
Was GUDI sonst noch so kann, erfahrt ihr recht schnell nach einer Suche nach deren Sets zum Beispiel bei Händlern wie Aliexpress.
Die Sets sind offenbar mittlerweile kein Geheimtipp mehr und im Onlineshop quasi permanent vergriffen. Meines Erachtens fährt man also besser, wenn man bei Verfügbarkeit in einem örtlichen LIDL einfach dort zuschlägt.
Die Ninja-Burg knüpft an das Ninjago-Thema des Marktführers an. Zumindest von der Farbgebung her fügt sich diese Burg auch gut in das Thema ein. Was die Bespielbarkeit angeht, wird auch einiges geboten.
Das Set kommt in einer einfachen Pappschachtel aus dünnem Karton. Die Steine sind darin zwar ausreichend geschützt, besonders hochwertig sind die Playtive-Verpackungen aber nicht. In der Regel liegen diese bereits schon leicht verknautscht im Ladenregal. Ich gehe allerdings davon aus, dass der geneigte Käufer diese Verpackungen nicht zum Werterhalt des Sets über Jahre hinaus aufbewahren will. Von daher geht das in Ordnung.
Die Verpackung empfiehlt eine Klientel im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren. Was die Komplexität des Aufbaus angeht, passt das auch weitestgehend. Lediglich beim Zusammenbau des Brunnens (hier muss ein fester Knoten gebunden werden) und bei den vielen Stickern werden die jüngeren Baumeister Unterstützung eines Erwachsenen benötigen.
Die Rückseite gibt, wie bei so vielen anderen Herstellern auch, Einblicke in die Spielfunktionen des Sets. Besonders hervorzuheben ist der wider Erwarten doch ganz gut gelungene Innenraum der Burg, sowie das kleine aber schön getroffene Trainingsareal im Außenbereich.
Der Aufbau erstreckt sich insgesamt über acht Bauabschnitte. Was mir gleich positiv aufgefallen ist: Das Set enthält viele große Platten. Besonders die blauen 8x16 Platten haben es mir angetan. Mit diesen lassen sich tolle Wasserflächen realisieren.
Erschreckt hat mich hingegen gleich der große Stickerbogen. Die Sticker erschlagen einen schon fast. Besonders hart: Viele der Sticker werden über mehrere Teile hinweg angebracht. Aber auf der anderen Seite ist es auch nachvollziehbar, dass es bei dem sagenhaften Preis schwierig ist, das Set mit Drucken zu realisieren.
Der Vollständigkeit halber, habe ich auch ein Foto des Teiletrenners gemacht. Dieser bietet keine besonderen Features, wie beispielsweise die Trenner von CADA oder anderen. Dafür ist er schön blau und ergonomisch ;o)
Während des Aufbaus sind mir auch noch besondere Teile in die Hände gefallen, die ich so bei anderen Herstellern noch nicht gesehen habe. Dazu gehören zum Beispiel 1x1er Bricks, die jedoch nur zwei Plates hoch sind.
Auch interessant sind die transparenten Elemente. Diese haben einen ähnlichen inneren Aufbau, wie die doppelwandigen Plexiglaselemente von Gewächshäusern. Zumindest haben die mich direkt an sowas erinnert. Allerdings sind diese Elemente auch arg eingetrübt. Die ebenfalls verbauten Fenster sind allerdings tadellos und nicht ansatzweise so trüb.
Im ersten Schritt wird das Fundament für die Burg gelegt. Realisiert wird dies durch viele Wedges, die einen steinernen Unterbau der Burg darstellen sollen. Die Burg ist offenbar in einem eher sumpfigen Gebiet errichtet. Alle blauen Platten werden in diesem Bauschritt bereits aufgebraucht.
Das Traininsareal nimmt auch bereits Formen an. Hier wird später offenbar der Umgang mit Schwertern eingeübt und größere Mengen Bambus zerschnetzelt.
Die Klemmkraft der Teile ist erstaunlich gut. Ich würde sogar behaupten, dass die Klemmkraft etwas höher ist, als bei LEGO selbst. Man braucht schon gewisse Kraft in den Händen, gerade wenn Platten aufeinander gesetzt werden. Ich bin auf jeden Fall positiv überrascht.
Durch den GUDI-Aufdruck auf den Noppen stellt sich schnell ein LEGO-ähnliches Baugefühl ein. Allerdings liegen auch Platten ohne Schriftzug bei. Ich vermute mal, dass GUDI nicht alle Teile in Eigenregie herstellt, sondern auch von anderen Herstellern Teile zugeliefert bekommt. Dem Bauspaß tut das keinen Abbruch. Die Teile passen untereinander optimal.
Im zweiten Bauabschnitt werden die ersten Wände errichtet. Diese sind teilweise doch noch recht wackelig. Zum Beispiel werden direkt am Eingang Säulen aus 1er Bricks hochgezogen. Ich hätte mir gewünscht, dass diese mehr mit den anderen Wänden versetzt aufgebaut wären. Bis das erste Dach aufgesetzt wird, steht das alles aufgrund der Bautechnik doch noch recht wackelig in der Gegend herum. Die Steine selbst und die Klemmkraft der Steine untereinander ist dennoch gut. Hier gibt es nichts zu meckern. Auf den ersten Blick wirkte die rote Farbe auf mich etwas greller als die roten Elemente des dänischen Marktführers. Interessehalber hab ich allerdings mal ein paar unterschiedliche Elemente von LEGO und GUDI verglichen. In Wahrheit sind die Farbabweichungen kaum zu sehen. Die GUDI-Steine fallen unter den LEGO-Steinen nicht weiter auf.
Auch die ersten Sticker werden schon angebracht. Schade: Die Sticker werden oft über mehrere Teile hinweg angebracht. Wenn das Set also irgendwann auseinander genommen werden soll, ist Vorsicht angebracht.
Ich hatte zuerst versucht, das Gebäude ohne Sticker aufzubauen. Da GUDI ziemlich an Details spart, wirkte das Gebäude dann allerdings für mich zu nackig.
Auch die Fenster werden mit transparenten Stickern versorgt. Auch hier ist immer Vorsicht angebracht. Wenn die Sticker nicht gleich optimal sitzen und nochmal gelöst werden müssen, hat man recht schnell Fingerabdrücke auf der Klebefläche, die man nachher auch ziemlich deutlich sieht. Wenn ihr das vermeiden wollt, solltet ihr eine Pinzette zu Hilfe nehmen. Kleinere Baumeister benötigen dabei definitiv Hilfe von Erwachsenen, um ein schönes Ergebnis zu erhalten.
Ganz lustig fand ich die Idee mit dem Wing Chun Dummy in der Ecke für das Kampftraining. Dieser ist so aufgebaut, dass sich die einzelnen Elemente wie beim Original unabhängig voneinander drehen lassen. Witzige Idee und einfach umgesetzt.
Mit dem dritten Bauabschnitt erhält das Gebäude einen Hauch von Dach. Auch ne lustige Idee: Für die schwarzen Bögen über den Fenstern wurden schlicht Kotflügel verwendet. Das hat schon fast MOC-Flair.
Leider geht hier auch das Elend mit den Stickern weiter. Ich hatte es bereits befürchtet: Die runden Sticker wurden nicht richtig zentriert ausgestanzt. Dadurch sind die Motive nicht gescheit mittig anzubringen.
Auf der Rückseite des Gebäudes werden gar Sticker angebracht, die noch nicht mal passend ausgestanzt wurden. Diese Sticker (davon gibt es zwei) stehen an den Rändern ein Stück über. Wenn man nicht möchte, dass sich diese Kameraden schnell wieder ablösen, muss man hier mit einem scharfen Skalpell oder Messer nacharbeiten und den überstehenden Rand vorsichtig abschneiden.
Kosteneinsparungen in allen Ehren, aber wenn man von seinen Kunden schon erwartet, so eine Menge Sticker zu kleben, dann sollten diese auch sauber zu verarbeiten sein. Besonders wenn ein Set so von den Stickern lebt, wie dieses Exemplar. GUDI / Delta-Sport: Hier müsst ihr dringend nochmal ran!
Der Brunnen selbst ist recht einfach entworfen, funktioniert aber tadellos. Das zugehörige Seil ist stabil und wird an der Winde geknotet. Um diesen ausreichen fest hin zu bekommen, werden jüngere Baumeister ebenfalls Hilfe benötigen. In meinem Fall war es so, dass die Winde etwas zu hohe Klemmkraft hat. Wenn man unvorsichtig ist, rupft man die Halterung der Winde beim Auf- und Abrollen von den Noppen.
Die im Dachelement verbauten transparenten Elemente werden auch mit Stickern versorgt. Diese sind nahezu passgenau und müssen dementsprechend mit etwas Fingerspitzengefühl angebracht werden.
Das Dach wird in den Bauschritten sechs und sieben fertig gestellt und auf das Gebäude aufgesetzt. Besonders nervenaufreibend sind hierbei die Sticker um den großen Gong. Statt hier ein Element pro Seite anzufertigen, sind alle Symbole einzeln und unabhängig voneinander aufzukleben. Das macht schon etwas Mühe, bis alles einigermaßen gleichmäßig sitzt.
Von der Idee her ist der große Aufkleber mit dem Drachengemälde auf der Rückseite auch toll gelungen. Allerdings erstreckt sich hier ein großer Aufkleber über Ich-weiß-nicht-wie-viele Steine. Will man diesen Sticker erhalten, ist diese große Baugruppe im Nachhinein nicht mehr auseinander zu nehmen.
Spannend ist das in das Dach integrierte Spielfeature. Der offenbar hauptsächlich für das Anschlagen des Gongs gedachte Hammer kann auch Eindringlinge recht eindrucksvoll in die Flucht schlagen. Dazu ist lediglich ein Riegel zu entfernen, der verhindert, dass sich der Hammer ungewollt selbstständig macht.
Um das Set ordentlich bespielen zu können, hat GUDI eine Hand voll Minifiguren beigelegt. Diese unterscheiden sich doch recht deutlich von den LEGO-Figuren. Kopfbedeckungen werden sich so zum Beispiel aufgrund einer anderen Kopfform nicht untereinander tauschen lassen. Während sich die Beine der dänischen Figuren unabhängig voneinander bewegen lassen, sind die Beine der GUDI-Figuren miteinander verbunden. Insgesamt erinnern mich die Figuren eher an die dänischen DUPLO-Figuren, allerdings im Minifiguren-Maßstab. Ansonsten sind die Figuren OK. Ich finde sie nicht außerordentlich hübsch, aber die Drucke sind detailliert und sauber ausgeführt und die Kerlchen packen ordentlich zu.
Was die Preis-Leistung angeht, ist dieses Set für die zu zahlenden 14,99 EUR kaum zu schlagen. Hierfür erhält man 911 Teile in erstaunlich ordentlicher Qualität. Ordentlich sind auch die Abmessungen des fertigen Gebäudes. Für die Burg sind ca. 36x30x27 cm (BxHxT) zu reservieren.
Ordentlich meckern kann man allerdings über die verwendeten Sticker. Was das angeht hat sich Playtive hier alle Unsitten angeeignet, welche wir LEGO bereits seit Ewigkeiten kritisieren. Viele Sticker werden über mehrere Teile hinweg angebracht, was die Wiederverwendung und den Umbau erschwert. Die kreisrunden Sticker sind nicht zentriert ausgestanzt. Ein paar Sticker haben falsche Abmessungen, was dazu führt, dass diese über stehen und nachbearbeitet werden müssen.
Wenn ihr bereits schon ein paar Ninjago-Sets euer eigen nennt, lässt sich dieses Set mit ein paar Handgriffen toll in die bestehende Landschaft integrieren. Die beigelegten Figuren muss man nicht mögen. Diese unterscheiden sich dann doch recht stark zu den LEGO-Pendants. Tauscht diese gegebenenfalls einfach mit Ninjago-Figuren aus und alles ist gut.
Verwendet ihr das Set allerdings hauptsächlich als Teilespender, macht ihr hier definitiv nichts falsch. Ihr erhaltet TÜV-geprüfte Steine mit ordentlich Klemmkraft, guter Kompatibilität zum Marktführer für ein paar lächerliche Kröten. Wenn ihr eine ordentliche Burg bauen wollt, könnt ihr auch die Bauanleitung in die Ecke treten und euch gleich zwei oder drei Sets unter den Nagel reißen.
In den LIDL-Filialen in unserer Umgebung liegen noch ein paar dieser Sets rum. Wenn ihr euch gleich auf den Weg macht, habt ihr vielleicht auch noch Glück und könnt noch eines dieser Sets ergattern.